Veranstaltung zum Internationalen Frauentag
Um 14 Uhr hatten wir uns schon in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche getroffen, um zu sechst unsere Reise nach St. Petersburg und Petrosawodsk zu planen, an jenem 7. März. Drei von uns gingen danach noch in den „Hirsch“, um den Begegnungsnachmittag der West-Ost-Gesellschaft zum Internationalen Frauentag mit dem Thema „Kulturelle Wechselwirkungen“ mitzuerleben. Als wir ankamen, war der Raum schon voll besetzt und Margarita Kern begann gerade damit, übersetzt von Tatiana Bychkova sich und ihre Familiengeschichte vorzustellen. Im 18. Jahrhundert waren die Kerns von Deutschland ins Saratower Gebiet ausgewandert, später dann weitergezogen nach Karelien. Ihr Vater heiratete eine Karelierin mit finnischen Wurzeln und somit verbindet und lebt die Referentin in ihrer Person die Kulturen zweier Minderheiten. Neben ihrer Geschichte präsentiert sie Bräuche und bastelt Püppchen, die eine der ihren ähnliche Tracht tragen. Ihr zweiter Themenschwerpunkt waren Sprichwörter der Volksdeutschen in Karelien. Dazu hatte sie eine ganze Reihe von Originalen mitgebracht, biblische und andere Sinnsprüche, gestickt und gerahmt als Wandschmuck. Als Zugabe spielte sie Volksmusik ein und zeigte uns noch ein paar Tänze, die Lust mitzutanzen war größer als der Platz, der zur Verfügung stand.
Dann wurde kurz umgeräumt und die vier Musiker des Ensembles „Exprompt“ nahmen vorne Platz, mit den traditionellen Instrumenten Balalaika, Bajan und Domra. Vom ersten Ton an war ich hingerissen von der Professionalität, der Leichtigkeit und zugleich Innigkeit ihres Spiels. Ich hätte gleich weiter tanzen können, besonders als Schostakowitschs berühmter Walzer erklang. Dieses Konzert war ein exklusives Geschenk, es hätte gut und gerne zehn Mal so viele Zuhörerinnen und Zuhörer verdient gehabt. Und zum Abschluss des lange gewordenen Nachmittags gab es noch ein Buffet mit Köstlichkeiten aus mehreren Kulturen.
Uns machte der Nachmittag große Lust auf unsere Reise. Heute, drei Wochen später, gehören Vortrag, Konzert, Buffet und Reise einer vergangenen Zeit und Welt an, aus der uns der Cornonavirus plötzlich herausgerissen hat und an die ich in meiner freiwilligen Selbstisolation als Teil einer Risikogruppe mit Freude und Wehmut zurückdenke.