Kriegsgefangenschaft in Petrosawodsk
Im Namen der West-Ost-Gesellschaft begrüßte die Vorsitzende herzlich die Autorin Monika Theil am Freitag den 24.05.2024 um 15.00 Uhr in Saal der Begegnungsstätte „Hirsch“. Im Vorfeld waren wir unsicher, ob unsere Bemühungen, den Vortrag mit Plakaten, E-Mail und Artikel im Tagblatt bekannt zu machen, reichen würden, den Saal zu füllen. Die Besucherzahlen übertrafen jedoch bei weitem unsere Erwartungen und wir mussten zu Beginn des Vortrags reichlich zusätzliche Stühle aufstellen.
Die Autorin erzählte von der Zeit, die ihr Vater in sowjetischer Kriegsgefangenschaft zugebracht hat. Erzählt hatte er davon nie etwas, doch beharrliche Recherchen in Archiven und an den Orten des Geschehens brachten Licht in die Ereignisse der damaligen Zeit.
Bei der Kapitulation von Posen 1945 wurde er von der sowjetischen Armee gefangen genommen. Er kam für vier Jahre nach Petrosawodsk. Dort war er als Architekt maßgeblich am Wiederaufbau einer Ziegelei sowie einer ganzen Reihe weiterer Gebäude beteiligt und genoss eine relativ privilegierte Stellung. Als einer der letzten Kriegsgefangenen in Petrosawodsk kehrte im Sommer 1949 nach Deutschland zurück.
Mit Hilfe von Skizzen, Zeichnungen und Diagrammen erläuterte die Autorin, wie die Lager aufgebaut und organisiert waren. Ausführlich ging es um den Alltag und die schwierigen Umstände in den Gefangenenlagern, immer auch mit dem Hinweis, dass die normale Bevölkerung in Russland besonders im ersten Jahr nach dem Krieg ebenfalls große Not gelitten hat. Ab 1947 verbesserte sich die Situation für beide Seiten kontinuierlich.
Der Vortrag wurde von den Zuhörern interessiert aufgenommen. Danach gab es viele Fragen an die Referentin und es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion.
Mit ihrem Buch „Hennes, einer von vielen. Vom Überwinden der Schweigemauer“ möchte Frau Theil Mut machen.
„Wir sind heute über den Nationalsozialismus bestens informiert. Trotzdem gibt es in vielen Familien Wissenslücken, was die Vergangenheit der eigenen
Familienangehörigen angeht. Ich würde mich freuen, wenn ich mit meinen Arbeiten Menschen dazu anregen könnte, sich ebenfalls auf den Weg zu machen und die eigene Familiengeschichte selbst aktiv zu erforschen.“
Nach zwei Stunden mussten wir den Saal leider verlassen, nicht ohne uns vorher bei Frau Theil für diesen anregenden Vortrag herzlich bedankt zu haben.