30 Jahre Städtepartnerstadt Tübingen – Petrosavodsk
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, Tübingen und Petrosawodsk sind Partnerstädte, die in diesem Jahr den 30. Jahrestag ihrer Partnerschaft feiern!
Der Partnerschaftsvertrag zwischen Petrosawodsk und Tübingen wurde im Oktober 1989 unterzeichnet. Ist es viel oder wenig? Eine 30-jährige Partnerschaft ist eine kurze Zeitspanne in der Geschichte der beiden Städte, aber 30 Jahre sind die Hälfte eines bewussten Lebens für eine Person und es wurde in dieser Zeit nicht so einiges erreicht!
Es ist erfreulich zu wissen, dass die Vertreter beider Seiten über einen so langen Zeitraum hinweg ihr gegenseitiges Interesse nicht verloren haben und nun auf dem Weg der aktiven Zusammenarbeit voranschreiten.
Ich versuche Ihnen, am Beispiel unserer „West-Ost-Gesellschaft“ Tübingen Eindrücke der lebendigen Freundschaft zwischen Tübingen und Petrosawodsk zu vermitteln.
Unsere Gesellschaft hat viele politische Epochen erlebt und trotz der Abkühlung der offiziellen deutsch-russischen Beziehungen setzt die West-Ost-Gesellschaft Tübingen ihre Arbeit im Bereich der Partnerbeziehungen und der Volksdiplomatie fort. Ziel der West-Ost-Gesellschaft ist es, das Verständnis, das gegenseitige Vertrauen und die Freundschaft zwischen unseren Völkern zu stärken und zu vertiefen, so kann man den Weg gehen, freundschaftliche und sogar herzliche Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Unterstützung, Zusammenarbeit und Partnerschaft aufzubauen und weiter zu entwickeln.
Im Jahr 2019 organisierten wir weitere zahlreiche Projekte in den Bereichen Kultur, Bildung und Sozialaustausch sowie den direkten Austausch von Bürgerreisen und leiteten wir eine Reihe von kulturellen interessanten Veranstaltungen in beiden Städten. Eine wichtige Rolle spielen in dieser Volksdiplomatie Bürgerreisen und Bürgerbegegnungen, wo die Menschen besser das Leben, die Kultur des jeweils anderen Landes kennenlernen können. Unsere schon traditionelle Bürgerreise nahm in diesem Jahr an den „Deutschlandtagen“ in Petrosawodsk teil.
Die Gruppe kam am 01. September in Petrosavodsk an und wurden in Gastfamilien bzw. in einem Hotel untergebracht. Wenn man die Zeit Revue passieren lässt, kann man den Eindruck gewinnen, dass eigentlich jeder Einwohner Tübingens Petrosawodsk schon einmal besucht hat. Dennoch, 5 von 8 Reisenden waren zum ersten Mal in Petrosawodsk. Teilnehmer/Innen waren zwei Lehrerinnen, eine Rechteanwältin, ein Bauingenieur, ein Analytiker, ein Kinderarzt, ein Gärtner und ein Kfz Mechaniker.
Die Gäste aus Tübingen fanden ein interessantes und reiches kulturelles Programm, gastronomische Genüsse der Karelischen Küche, Austausch mit den Petrosavodskern und eine Fülle von hoffentlich unvergesslichen Eindrücken! Stadtrundgang, Besuch des Puppentheaters „Kleines Land“ und als Krönung des Tages am 02.09.19 ein Treffen mit den russischen Freunden in der Kunstschule, wo die Gäste mit der Vokalgruppe des Frauenchors „Sudaruschka“ und mit 3 Musiker aus der Folkloregruppe „Sattuma“ Bekanntschaft gemacht haben.
Am 03.09.19 begann unser Tag sehr früh und zwar um 08.30 begrüßte uns die Direktorin des Dershvinski Lizeums Frau Raisa Sergeeva und die Deutschlehrerin Frau Anna Stogova. Schüler des Lyzeums berichteten über das Lyzeum in deutscher Sprache, zeigten die Kunstgalerie, in der auch fünf Werke der Tübinger Künstlerin Margaret Bauer zu sehen waren. Die Gäste waren fassungslos, als sie Ihre Kunstgalerie mit eigenen Augen sahen. Die Schüler halfen bei Meisterkursen zur Herstellung des „Karelischen Amuletts“, Schungit – Urgestein aus Karelien, und führten Musikalische Auftritte auf. Am Ende des Treffens wartete auf die deutsche Delegation Tee mit karelischen Piroggen und Bonbonchen „Dunjkina Freude“.
Um 11.00 Uhr fand ein Treffen mit der deutschen Delegation in der Verwaltung Petrosawodsk statt. Die Delegierten sprachen mit den stellvertretenden Bürgermeistern Lyubov Ikonnikova, Olga Starikova und Evgeny Perov sowie dem Leiter der Abteilung für Stadtwirtschaft und Verkehr Andrey Bekelev.
Das Treffen mit den Spezialisten der Verwaltung war die Eröffnung der Deutschlandtage in Petrosavodsk.
Ein wichtiger Beitrag zu diesen festlichen Veranstaltungen war die internationale Fotoausstellung „Doppelreflextonen Petrosavodsk Tubingen“, die Idee entstand 2017. Um auf diesen bedeutenden Teil unserer gemeinsamen Geschichte zurückzublicken und zu erkennen, wie viel näher wir uns durch die Freundschaft der beiden Städte gekommen sind, haben die „West-Ost-Gesellschaft“ von Tübingen und die Stadtgalerie von Petrosavodsk eine Fotoausstellung organisiert von den Bürgern beider Partnerstädte, sowohl Profi- als auch Amateurfotografen, teilnehmen konnten. An der Eröffnung nahm auch der Gewinner des internationalen Fotowettbewerbs „Doppelreflexion. Tubingen – Petrosawodsk“, Herr Peter Knöller, teil.
In diesem Jahr jährt sich die Aufstellung das Denkmals „Pflockfeld“ Herrn CHC Geiselhart am Ufer des Onegasee zum 25. Mal. Die „West-Ost-Gesellschaft “ präsentierte die Fotocollage zu diesem Kunstwerk und überreichte Exemplare als Geschenk an das Dershavinski Lizeum, die Stadtverwaltung und an die Kunstschule.
Am 04.09.19 stand ein Ausflug zum berühmten Wasserfall Kivatsch auf dem Programm. Auch ein Besuch der russischen Sauna begeisterte unsere deutsche Gäste. Besonderen Eindruck bekam die Gruppe vom Essen der Rjapuschkafischen (Plötze).
Am 05.09.19 Uhr besichtigten die Gäste das Nationalmuseum der Republik Karelien. Die West-Ost-Gesellschaft Tübingen in Kooperation mit dem Institut für Fremdsprachen PGU veranstaltete in der Nationalbibliothek eine weitere Diskussion mit dem Titel„Tübinger Phänomen in deutscher Sprache.
Die Tübinger Delegation bestand aus 8 Personen, darunter die Pioniere, mit denen die Geschichte unserer partnerschaftlichen Beziehungen begonnen haben. Die Studenten und Dozenten des Instituts hatten die Gelegenheit, unsere praktizierte Volksdiplomatie kennen zu lernen und die lebendige deutsche Sprache von den Muttersprachlern zu hören und zu verstehen.
Geplant waren drei Vorträge und anschließend eine freie Kommunikation (Fragen und Antworten). Das Thema des Treffens ist von den Organisatoren treffend benannt – „Das Tübinger Phänomen“. In der Tat ist es ein Phänomen, dass wir in den letzten dreißig Jahren uns immer besser verstanden haben.
Die Reden der allerersten Deutschen, die mit einer humanitären Mission nach Petrosawodsk kamen, machten deutlich, dass sie damals dem russischen Volke materielle Hilfe zu kommen lassen wollten. Heute scheint es für viele Jugendliche in Petrosavodsk unverständlich wie zur Zeit der Krise in Russland um die Jahrtausendwende die humanitäre Hilfe aus Tübingen nötig und willkommen war. Auch diesen Teil der Geschichte sollten sie kennen lernen. Und es tut gut, die Namen derer zu nennen, die vor dreißig Jahren Konvois für Lebensmittel und Kleidung von Tübingen nach Petrosawodsk organisiert haben. Zu den ersten gehören Heinrich Schweikhard, Erika Braungard-Friedrichs, Ernst-Moritz Friedrichs und Peter Knöller.
Am Abend demonstrierte Margarita Kempainen (sie rekonstruiert die alte Gegenstände und in erster Linie mittelalterliche Kostüme) ihre traditionellen karelischen Trachten im Park am Ufer des Onegasees. Die Gruppe probierte die karelischen Kuchen mit verschiedenen Beeren.
Am letzten Tag in Petrosavodsk fuhren wir mit dem Schiff zur Insel Kishi, eine wunderschöne Perle des Kareliens. Nach der Rückfahrt warteten auf die Gäste aus Tübingen im Holzpavillon am Ufer des Onega-Sees ein reich bedeckter Tisch mit traditionellen karelischen Speisen und Getränken. Mit viele leise Gespräche zwischen Gast und Gastgebern und lauten Dankeschön – Reden, mit Tränen und Lachen ging Abschiedsabend zu Ende.
Um 22.40 mit dem Zug nach St. Petersburg
Die Gäste erwarteten ein reichhaltiges und intensives Programm in Sankt-Petersburg: Ausflug mit dem Bus nach Puschkin mit Besichtigung des Katharinenpalastes, Besuch der Blutkirche und Schiffsrundfahrt auf der Newa. Auch an diesen Tag sowie die ganze Woche hatten wir großes Glück mit dem Wetter. Ein letztes gemeinsames Abendessen, eine kurze Nacht, denn um 03.30 Uhr ging‘s schon zum Flughafen.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass diese gemeinsamen Begegnungen Ergebnis einer erfolgreichen und fruchtbaren Zusammenarbeit sind, zwischen der „West-Ost Gesellschaft“ in Tübingen, der Petrosavodsker Stadtgalerie, dem Klub der Tübinger Freunde und den beiden Verwaltungen unserer Städte.
Ich möchte mich ganz herzlich bei den Gästen aus Tübingen und den Bürgern von Petrosawodsk, für ihr Interesse, Mithilfe und Teilnahme an unserer Arbeit zur Stärkung der „Volksdiplomatie“. Unsere Erfolge verdanken wir zu einem großen Teil den Kooperationen mit anderen Vereinen und Institutionen in den Partnerstädten.
Im Folgenden sind noch einmal die besonderen Meilensteinen unter den Veranstaltungen zum 30jahrigen Jubiläum erwähnt: Im Rahmen der Deutschlandtage in Petrosawodsk fand die internationale Fotoausstellung „Doppelreflexion. Tübingen – Petrosawodsk“ statt. Die Kunsthistorikerin und Leiterin der Pertrosavodsker Stadtgalerie, Maria Yufa schreibt dazu: „Im Allgemeinen sind die Exponate der Ausstellung nicht nur Zeugnisse der Geschichte der Partnerstädte und sichtbare Beweise für die Macht der `Volksdiplomatie`, sondern auch das Bild einer ganzen Epoche, die Veränderungen, die sich im Leben unserer Länder, in unseren Ansichten und Beziehungen seit mehr als einem Vierteljahrhundert vollzogen haben und die sich immer wieder in den Augen der verschiedenen Menschen widerspiegeln.
Am 11. September in der Aula des Fremdspracheninstituts der PetrGU (Pravdystraße, 1) hielt der außerordentliche Professor der Abteilung für deutsche und französische Sprachen, ein Kenner Deutschlands und ein wunderbarer Geschichtenerzähler E.I. Tsypkin, einen Vortrag mit dem Titel „Partnerstädte Tübingen – Petrosavodsk“. Am 12. Oktober in der Aula des Instituts für Fremdsprachen der PetrGU (Pravdy-Str. 1) hielt die Vorsitzende der West-Ost-Gesellschaft Tübingen Frau Lilia Künstle einen Vortrag mit Präsentation zu „Petrosavodsk – Tübingen: 30 Jahre Zusammenarbeit“.
Die beiden Vorträge waren besonders nützlich für diejenigen, die am Online-Quiz „Unsere Partnerstadt Tübingen“ vom 15. September bis 15. Oktober teilnehmen wollten, und dessen Fragen am 16. September auf der Seite der Abteilung für deutsche und französische Sprachen des IFS PetrGU in der Rubrik „Wettbewerbe“ veröffentlicht wurden.
Die Deutschlandtage in Petrosavodsk konnten durchgeführt werden Dank der Unterstützung der Deutschen Botschaft in Moskau, des Deutschen Generalkonsulats in St. Petersburg, des Rathauses der Universitätsstadt Tübingen, der Universität Tübingen, der West-Ost-Gesellschaft Tübingen und des Goethe-Kulturzentrums in St. Petersburg.
Während der Deutschlandtage in Petrosavodsk kamen mehrere Reisegruppen aus Tübingen nach Petrosawodsk. Vom 25. bis 27. September führten die Schauspielerinnen Janne Wagler und Anna Rosenfeld aus der Papilio+ GOBELIN Theatern zusammen mit dem Marionettenspieler Boris Kudryavtsev und einer Gruppe von Erstklässlern das Märchen „Der Fischer und der goldene Fisch“ von Alexander Puschkin auf.
Vom 3. bis 4. Oktober trat in Petrosawodskder Chor „Prresto“ aus Tübingen zusammen mit dem Akademischen Frauenchor „Gloria“ aus Petrosawodsk im Rahmen eines Galaabends im Konzertsaal der Kindermusik- und Chorschule auf.
Vom 8. bis 12. Oktober besuchte eine offizielle Delegation die Partnerstadt. In dieser Zeit fand die Eröffnung der Ausstellung mit Archivdokumenten zur Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Städten statt. Die Delegationsmitglieder nahmen am Runden Tisch „Petrosawodsk – Tübingen: Erfahrung und Perspektiven der Zusammenarbeit“ teil, zusammen mit Fachleute aus beiden Universitäten, Kommunalverwaltungen und NGOs. „Die Abkühlung der zwischenstaatlichen Beziehungen Russlands zu den EU-Ländern macht die Kontakte zwischen Menschen, die weit weg von der Politik sind, aber die die Wärme der menschlichen Kommunikation bilden, besonders wertvoll“, so sagt Anatoli Tsygankov, unabhängiger Journalist und Politologe, in seinem Artikel „Auf höchstem Niveau. Zivilist“.
Lilia Künstle Vorsitzende der WOG Tübingen e.V.
September/Oktober 2019
Beiträge aus Petrosavodsk zur 30 jährigen Städtepartnerschaft
В Петрозаводске стартовали Дни Германии
В карельской столице открылась фотовыставка «Тюбинген – Петрозаводск. Двойное отражение»
Принимаются заявки на участие в виртуальной викторине «Наш город-побратим Тюбинген»
Гости из Тюбингена приезжают в Петрозаводск
Хор «Прресто» из Тюбингена – в Петрозаводске
Сентябрьские театрализованные представления
Дни Германии-2019 посвящены 30-летию сотрудничества между Петрозаводском и Тюбингеном