Jahrhundert der Polyglotten

Der Herbst ist die Zeit der Feiertage! Mit Beginn des neuen Jahrtausends verkündete die UNESCO das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der Polyglotten. Für die ganze Welt lautete das Motto: „Lernen wir Fremdsprachen das ganze Leben lang!“. Am 26. September entstand ein neuer Feiertag – der Tag der Europäischen Sprache. Zum ersten Mal wurde dieses Fest in Petrosawodsk gefeiert! An diesem Tag versammelten sich im Petrosawodsker „Haus des Schauspielers“ Vertreter der Gesellschaft „Ljudiki Kareliens“, der nationalen Autonomie der Polen Kareliens „Karelische Polonia“, der Gesellschaft für Freundschaft mit Estland „Ochag“ (Feuerstelle). Auch Vertreter der West-Ost-Gesellschaft der Stadt Tübingen in Petrosawodsk, und der Freundschaftsgesellschaft „Petrosawodsk-Tübingen“ konnten diesen Tag nicht ignorieren, da die Aktivitäten dieser Gesellschaften untrennbar mit Erlernen der Sprache, der Kultur und Traditionen des von ihnen repräsentierenden Volkes verbunden sind. Die Veranstaltung fand in einem kleinen und gemütlichen Café des „Hauses des Schauspielers“ statt. Der Anfang des Treffens wurde dem Gedächtnis an Georg Kert, dem karelischen Linguisten und dem Forscher der samischen und baltisch-finnischen Sprachen, gewidmet. Aus dem Familienarchiv wurde ein Film über das Leben und Werk dieses hervorragenden Menschen gezeigt. Alle Anwesenden hörten mit großem Interesse den Erinnerungen des Sohnes von G. Kert an die schöpferische Arbeit seines Vaters zu.

Während des Festes präsentierten alle Gesellschaften den Gästen ihre Kultur , ihre nationalen Traditionen und Volkstrachten vor. Jeder kann hören, wie die Muttersprache in Sprichwörtern, Sprüchen, Witzen, Liedern dieses oder jenes Volkes klingt, deren Vertreter an dieser Veranstaltung teilnahmen. Die Moderatorin des Festes Julia Andreeva berichtete, dass die verbreitetste Sprache in Europa (gemessen an der Anzahl der Muttersprachler) die russische Sprache ist. Russisch wird von rund 150 Millionen Europäern als Muttersprache angesehen.

Die Vertreter der “Estnischen Gesellschaft” (Vorsitzende Ryabikova E.N.) erzählten über die Herkunft der estnischen Sprache, präsentierten das nationale Kostüm und das „Museum im Koffer“.
Die Vertreter der polnischen Gesellschaft (Vorsitzende N.I. Kopetzkaj) begrüßten die Gäste auf Polnisch, demonstrierten Volkstrachten und sangen polnische Lieder. Die Gesellschaft „Ljudiki Kareliens“ (“Ljudiki” sind die Träger eines von drei Dialekten der Karelischen Sprache) machte alle Anwesenden mit der karelischen Kultur bekannt. Außerdem zeigte sie einen Film über die Tätigkeit der Gesellschaft.
Die Vertreter der West-Ost-Gesellschaft und der Freundschaftsgesellschaft Petrozavodsk-Tübingen (Vorsitzender Dmitrij Demin) zeigten den Gästen ein farbenfrohes Video, in dem Deutschland und die Partnerstadt Tübingen gezeigt wurden. Alle Gäste sahen sich mit Interesse den Film an, der von Studenten der Petrosawodsker Universität (Fakultät für Fremdsprachen) präsentiert wurde, und hörten zu, wie schön die deutsche Sprache klingt. Dmitrij berichtete über die Aktivitäten beider Gesellschaften, über die schon vergangenen Veranstaltungen und über die Pläne in der nächsten Zukunft.
Zum Schluss zeigte die Vertreterin der deutschen Kultur Margarita Kern eine Puppe in der Schwarzwälder Volkstracht aus dem Bundesland Baden-Württemberg, in dem sich die Stadt Tübingen befindet. Die Gäste hörten eine Geschichte über deutsche Einwanderer nach Russland, die ihre Muttersprache und ihre Kultur nach Russland gebracht hatten, die heute von ihren Nachkommen studiert und bewahrt werden. Die Gäste hörten interessiert zu, wie deutsche “Sprüche” – Stickereien mit Sprichwörtern auf Deutsch – in Russland aufgetaucht hatten. Der Abend endete mit gemeinsamem Teetrinken mit Kuchen. Das erste Fest fand in einer angenehmen Atmosphäre statt und endete mit der gemeinsamen Entscheidung, Freunde zu bleiben und ihre Muttersprache nicht zu vergessen.